Rezension

Samstag, 29. November 2008

Rezension des Buches "Rassismus und Rassentheorien im deutschsprachigen Raum: von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus

Rassismus und Rassentheorien im deutschsprachigen Raum: von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus von Dietmar Obermair. Wien: Universität Wien, 2000. 109 S. 10 Kapiteln.

In seiner Magisterarbeit skizziert Dietmar Obermair die verschiedenen Strömungen und Entwicklungen von Rassentheorien und Rassismus in deutschsprachigem Raum vom 18. Jhdt bis zum Nationalsozialismus. Er erklärt in seiner Einleitung, dass Rassismus immer noch Thema und ein Problem ist, trotz der Verurteilung von Rassismus als unmenschlich nach 1945 durch zB die Vereinten Nationen. Im heutigen Europa (und Nachkriegsösterreich) wird Rassismus u.a. von rechtspopulistischen Parteien gepflegt und verbreitet. In diesem Kontext versucht der Autor "den Urpsrung und die Entwicklung der Rassenkunde zu erforschern... unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands und Österreicht" (ii).

Das Buch wird in 10 Kapiteln getrennt: Begriffsbestimmungen und Definitionen; die Anfänge des Rassismus; die Geburt der Stereotypen; Charles Darwin und seine Lehren; Rassismus und Antisemitismus; Umwelttheorien, Schädelmessungen und Idealtypus; Völkisches Denken und arischer Mythos; die Wissenschaft von der Rasse; Rassenhygiene und Eugenik in Deutschland; und die Wiener Anthropologie Gesellschaft. Das Buch ist eher thematisch als chronologisch aufgebaut -- Das Kapitel über Darwin und Sozialdarwinismus wird vor Umwelttheorien, Schädelmessungen und Idealtypus gereiht, obwohl die Theoretiker, die zB Umwelttheorien aufgestellt haben, vor Darwin lebten und arbeiteten.

Der Autor beschreibt sehr methodisch die Entwicklungen von Rassentheorien und rassistisches Denken in Bereiche wie Anthropologie, Naturwissenschaft, Philosophie und quasi die "Volksgemeinschaft." Ab den 18. Jahrhundert beschäftigen Wissenschafter sich viel mit der Kategorie "Rasse" und artikulieren Möglichkeiten Rassen von einander abzugrenzen durch zB Schädelmessungen, Gesichtswickel, usw. Es wird auch ziemlich tief auf Darwin eingegangen, v.a. welche Aspekten seiner Lehren rausgelesen wurden und in sozialdarwinistischen Theorien umwandelt wurden. Anderseits schreibt der Autor viel über die Entwicklung völkisches Antisemitismus (anhand Beispiele wie Ritualmord) und des arischen Mythos.

Das Buch schafft einen guten Überblick über die Rassentheorien und Rassismus im deutschsprachigen Raum, aber es baut nicht auf. Die Zusammenhänge zB zwischen dem vor der NS-Zeit existierenden Rassismus und Rassentheorien und der unter den Nazis praktizierten Eugenik werden nie ausführlich und klar zusammengestellt. Eugenik unter den Nazis wird nur kurz im vorletzten Kapitel gehandelt. Es gibt meiner Meinung nach keine Schlussfolgerungen aus der Arbeit und keine neuen Erkenntnisse. Trotzdem ist das Buch sehr lesbar, und ich würde es als einfachen Überblick über Rassentheorien und Rassismus von 18. Jhdt bis zum Nationalsozialismus empfehlen.
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