Kritische Betrachtung

Dienstag, 16. Dezember 2008

Überlegungen zur Präsentation

Da ich mich heute endlich wieder in der Bibliothek finde, werde ich auch heute mehrere Beiträge verfassen. Aber nur kurz am Anfang wollte ich meine eigene Verunsicherung, wie es weiter geht. Irgendwie, als ich das Kapitel über Blogging und Foschungsjournale im Schreibe-Guide für Geschichte las, dachte ich irgendwie, wenn ich meine Fortschritte oder Ergebnisse auf das Blog schreibe, wird das langsam die Kapiteln einer Arbeit ähneln. Und da ich auch dachte, dass eine Art Arbeit bis 7. Jänner abgegeben werden musste, habe ich das alles ganz praktisch gefunden. Jetzt verstehe ich nicht mehr ganz, was ich endlich am 7. Jänner abgebe. Ich tendiere zu einem wissenschaftlichen Artikel, denn ich glaube, so ein Artikel würde Freund_innen von mir interessieren, die eine unanbhängige Zeitschrift publizieren. Aber natürlich um einen engen und informativen Artikel zu schreiben, muss ich viel mehr forschen und wissen, als was endlich drin steht. Also, ich nehme an, ich mache halt weiter und werde versuchen, möglichst grammatikalisch zu schreiben.

Ausserdem wollte ich noch ein paar Bemerkungen zu der Rezension schreiben. Ich habe mir gedacht, ein einschlägiges Buch zum Thema eher Sekundärliteratur sein. Aber da fand ich eher Artikeln und wenige "einschlägige Bücher", mindestens nicht in dem Zeitraum, als ich mit Lesen anfangen wollte. Auf jeden Fall bin auf eine Magisterarbeit gestolpert, was ich erst merkte, als ich sie schon in der Hand hatte. Klarerweise war die Entscheidung diese Magisterarbeit zu rezensieren nicht schlau, und das nicht nur, weil der Verfasser kein These hatte(!), Auf jeden Falls würde ich ein nächstes Mal anders herangehen.

Mittwoch, 5. November 2008

Wissenschaftlicher Aufsatz

Also, klarerweise bin ich sehr spät dran, was dieser Beitrag angeht. So spät, dass wir schon gemeinsam darüber geredet haben. Aber ich werde trotzdem versuchen, meine Gedanken beim Lesen zu rekonstruieren.

Was macht einen wissenschaftlichen Aufsatz aus?
-In einem wissenschaftlichem Aufsatz wird zitiert. Im Gegensatz zu dem Essay sind die Beispiele sehr konkret und die Material soll vorgelegt werden, damit andere Kollegen usw. selber auf die Quellen nachschauen können. Diese könnten in der Form von Fußnoten oder Endnoten erscheinen.

-Bei einem wissenschaftlichen Aufsatz gibt es auch manchmal einen Abstract bzw in diesem Fall eine Zusammenfassung. Diese dient, dass andere Forscher_innen sich im Vorraus entscheiden könnten, ob der Aufsatz für die interessante oder wichtige Informationen beinhalten oder Meinungen vertreten.

-Im Gegensatz zu einem Essay beschäftigt sich der Aufsatz sehr mit Begrifferklärungen. In diesem Fall werden Begriffe wie "Europäizität", "Geschichtsregion", und "Zeitgeschicht" näher definiert und diskutiert. Obwohl es teilweise davon ausgegangen wird, dass das Publikum sich mit manchen Begriffe, Arbeitsmodellen, oder Theorien schon auseinandergesetzt hat, dient die Begrifferklärung dazu, dass der Text nicht nur für Expert_innen zugänglich ist, sondern dass jede_r Interessierte sich die wichtige Begriffe verstehen kann und genau wissen kann, wie die_der Autor_in sie versteht. (Dieser Punkt ist besonders wichtig, weil viele wissenschaftliche Begriffe andere Bedeutungen in der Alltagssprache oder andere wissenschaftliche Bereiche haben.)

-Da kommen wir zum Publikum. Das Publikum für einen wissenschaftlichen ist etwas beschränkter als bei einem Essay. Durch die Erscheinung in wissenschaftlichen Publikationen (Zeitschriften, Bände, usw erreichen wissenschaftliche Aufsätze viel weniger Leute als Essay oder Artikeln wissenschaftlicher Art, die in quasi "mainstream" Zeitschriften oder Zeitungen erscheinen. Trotzdem erreichen solche Aufsätze ein größeres Publikum als nur die anderen Expert_innen in dem Bereich. Ich bekomme 4 Mal im Jahr "Speculum", die Zeitschrift bzw Band von der Medieval Academy of America. Die Artikeln drinnen kommen aus alle möglichen Zeiten, Bereiche (Literatur, Geschichte, Kunstgeschichte) und Regionen (Byzantium, die islamische Welt, usw) des Mittelalters. Also obwohl ich mich mit dem Mittelalter beschäftige, brauche ich auch Begrifferklärungen und Hintergrundinfo für viele (wenn nicht die meisten) Artikeln.

-Die Gliederung: in einem wissenschaftlichen Aufsatz ist die Gliederung deutlich markiert. Nicht nur wird die Gliederung in der Einleitung präsentiert, sondern es gibt meistens "Headings" (in diesem Fall auch numeriert). Die Gliederung beinhaltet öfters irgendeine einleitende Geschichte oder so, Begrifferklärungen, Forschungsstand, dann vielleicht Analyse anhand eines Beispiels, und eine Schlusserfolgerung oder Stand der eigenen Forschung und die nächsten Fragen zu weiterforschen.

Der wissenschaftliche Aufsatz wirkt allgemein informativ, trägt zu bestimmten wissenschaftlichen Diskurse bei (wie in der Fußnote erwähnt wird), und präsemtiert Forschungsergebnisse oder die Forschungslage.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Gedanken zum Essay "Kulture am Scheidewege" von Arnold Toynbee

Arnold J. Toynbee stellt in Kultur am Scheidewege die Frage "Wiederholt sich die Geschichte?", eine Frage, die er im gleich genannten Essay auf problematische Art und Weise beantwortet. Toynbee behauptet, dass die Geschichte sich wiederholt, aber dass die Menscheit nicht daraus beschließen muss, dass wir keinen freien Wille haben und keine aktive Rolle in der Geschichte bzw. Gegenwart spielen können. Auch wenn ich mit der Schlussfolgerung, dass die Menschen eine aktive Rolle in der Geschichte haben und dass die Zukunft nicht bestimmt ist, zustimme, find ich seine Argumentation extrem verkürzt, ausblendend und unwissenschaftlich.

Dieser Essay wurde ursprünglich auf Englisch im Jahre 1948 unter dem Titel "Civilisation on Trial" veröffentlicht. (Eine persönliche Anmerkung, ich hätte gern im Vorraus gewusst, dass der Essay ursprünglich auf Englisch war, denn Englisch ist meine Muttersprache, und ich hätte die Begriffe, die er verwendet, lieber auf Englisch gelesen. "Civilisation" ist ein sehr geladener Begriff, der bestimmte Aussagekraft hat, was ich bei Kultur nicht so ganz verstehe.) Der Essay beschäftigt sich mit der Frage, ob die Geschichte sich wiederholt, ohne sich wirklich mit den Ereignisse und der Gräueltät der jüngsten Geschichte, nämlich der des zweiten Weltkrieges und Holocausts, auseinanderzusetzen. Für mich schwebt die spezifische Frage, ob es wieder einen Holocaust geben wird. Diese Frage nicht darauf anzusprechen bewirkt sehr kommisch. Auf Seite 44 beschreibt er die damaligen Zustände als eine "überaus düstere Lage", doch Toynbee schaut genauso, wenn nicht mehr besorgt, über die mögliche Zukunft "unserer Kultur" angesichts des herantretenden Kaltenkrieges. Ich habe mich auch ständig beim Lesen gefragt, "Welche ist diese Kultur, die er immer als unsere bezeichnet und warum sieht er diese Kultur in einer solchen positiven Hinsicht?" (Die Frage hat sich etwa geklärt, als ich erfahren habe, dass er den Begriff "Civilisation" verwendet hat, den ich von ihm als westliche industrialisierte "Civilisation" verstehe.) Eigentlich geht er von einem für ihn völlig selbstverständlichen Kulturbegriff aus, den er kaum näher definiert. Die Entscheidung, den Begriff nicht zu erklären, wird am Schluss irreführend, weil es mir zB unklar war, ob er die Vereinigten Staaten und Russland beide als Teil "unserer" Kultur versteht. Ich frag mich auch, wie versteht er Faschismus im Zusammenhang mit westlichen Zivilisation? Gehört Faschismus auch dazu?

Eigentlich verstehe ich die selbstverständliche Darstellung der Begriffe als ein Merkmal des Essays. In einem Essay wird eine Sicht präsentiert, um die Leser_innen zu überzeugen, diese Meinung sich auch aufzunehmen. Statt kritisch über Terminologie und Begriffe zu diskutieren, werden Begriffe ohne Erklärung verwendet, teilweise um den Eindruck zu schaffen, dass wir gehen alle eh von ähnlichen Positionen aus. So wird zB in diesem Essay die Existenz Gottes als allgemeines Glauben ohne Diskussion angenommen. Von einer "gemeinsamer" Ausgangsposition wird zu denselben Schlussfolgerungen des Authors gelenkt, ohne viele (Selbst-)reflexion oder Auseinandersetzung mit Gegenargumente und -ansichten.

In einem Essay wird keine Fussnoten angehängt. Die Beispiele und Anspielungen sollen für ein breites Publikum verständlich sein. Hier verwendet Toynbee das Beispiel vom Friedenschluss am Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, um zu argumentieren, dass es manchmal weniger Spielraum im menschlichen Agieren als wir glauben gibt. Das Beispiel besteht als allgemeines Wissen, was keine Zitierung braucht. Doch durch die allgemeine Beispiele und Darstellung von Ansichten, deren der Author auf Grund religiöses Lehren vertretet, erreicht der Diskurs keine wissenschaftlich Ebene.



Wikipedia Article about Arnold J. Toynbee

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Zu "Public History"

Kaspar Renner übt massive Kritik an den neuen Studiengang "Public History" an der FU Berlin in seinem Artikel "Powerpoint-Profis mit Kurzzeitgedächtnis", doch seine Schilderung des Studiums ist etwa vereinfacht. Für ihn fehlen Recherche und Quellenkritik, die er "Kernkompetenzen" nennt. Renner beschwert sich auch, dass das Studium auf Zeitgeschichte fixiert ist -- es setzt sich nicht mit anderen Epochen und ihren Quellen und Überlieferungen auseinander, was er als "Kurzzeitgedächtnis" bezeichnet.

Renner sieht das neue Studium als eher mit Form als mit Inhalt beschäftigt. Er betont die Wichtigkeit der EDV-Kenntnisse für das Studium, was er aber auf Powerpoint und Photoshop reduziert, als Kontrast zur Bedeutung von Forschung zB im Archiv. Dabei erwähnt er nicht, dass unter EDV-Kenntnis auch Kenntnis und Umgang mit geschichtswissenschaftlichen Datenbanken verstanden sind. Das Internet als Plattform zur Forschung hat immer größere Bedeutung, und ein kritisches Verständnis von Datenbanken, ihre Möglichkeiten, und ihre Schwäche braucht jede_r, die_der heute Geschichtsforschung macht. Durch die aus seiner Sicht fehlende Auseinandersetzung mit Quellenkunde sind die Student_innen der "Public History" unfähig Geschichte ernsthaft und fachwissenschaftlich zu vermitteln, u.a. weil die die Information nicht auswerten können. Doch Modul 4, Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit in historischer Perspektive, beschäftigt sich u.a. mit der Auswertung von verschiedenen Medien als Geschichtsquellen. Natürlich gilt diese als wichtige Skills für die Forschung der Zeitgeschichte. Also das Studium entschließt doch "fachwissenschaftliche" Qualifikationen ein, halt auf Zeitgeschichte und ihrer bedeutendsten Quellen bezogen.

Renners anderer großer Vorwurf war, dass der Studiengang "Public History" quasi nur auf die NS-Zeit und die DDR konzentriert. (Renner zeichnet daraufhin, dass diese zwei Themen "zufälligerweise" auch die Forschungsschwerpunkte der zwei Programmleiter, Paul Nolte und Martin Sabrow, sind.) Auch stellt Renner eine vereinfachte Version des Studiums dar. So wird nicht erwähnt, dass mögliche Seminarthemen für Modul 1, Themenfelder und Kontroversen der modernen Geschichte, die Französiche Revolution oder "Den Europamythos im 19. und 20. Jahrhundert" umfassen. Ein Auslandssemester wird auch empfohlen, was andeutet, dass die Student_innen sich mit Themen ausserhalb von der Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert beschäftigen sollen. Weil das Studium sehr Praxis orientiert ist, ist es doch möglich sich mit nur wenigen Themen, und dabei nur mit Themen in der Zeitgeschichte, zu beschäftigen. Trotzdem ist es irreführend, wenn Renner schreibt: "NS und DDR, das reicht."

Renners Kritik verbirgt die fachwissenschaftliche Auseinandersetzung, die mindestens auf der Ebene der Zeitgeschichte stattfindet, aber im Artikel stellt er einige wichtige Frage: was ist die Rolle der_des Geschichtswissenschaftler_in? Was ist die Rolle von Geschichte in der Öffentlichkeit? Welche Qualifikationen braucht ein_e Historiker_in? Und ist Geschichte eine Wissenschaft oder eine Darstellung?

Renner antwortet für sich die Frage "Was ist die Rolle der_des Geschichtswissenschaftler_in" gleich am Anfang des Artikels. Nämlich er zitiert Schillers Idee, dass der ideale Gelehrte der "Universalhistoriker" ist. Renner glaubt, dass die_der Historiker_in ein vertieftes allgemeines Kenntnis der Geschichte benötigt. Sie_er muss mehrere Epochen studieren und sich mit verschiedensten Quellen (darunter Archivquellen) auskennen. Ihr_Sein allgemeines Wissen steht im starken Kontrast zu dem extrem spezifischen Wissen der_des "Public Historian." Auch wenn die sich mit den Themen, Problematiken und der Methodologie der Zeitgeschichte vertraut sind, heißt das nicht, dass die zB Zeitgeschichte im historischen Kontext adäquat auswerten könnten, weil die zu wenig Erfahrung mit älteren Quellen haben. Das wäre aber für eine_n Historiker_in Renners Schule kein Problem. Eine Zwischenalternative wäre das Masterstudium Geschichtsforschung, Historische Hilfswissenschaften und Archivswissenschaft, wie an der Uni Wien angeboten wird. Hier kann eine_r sowohl ein vertieferes Kenntnis zur Quellenkunde und gleichzeitig auch Ausbildung in EDV-Anwendungen, Museumskunde, usw bekommen. In diesem Studium muss mensch sich mit mehr als nur Zeitgeschichte beschäftigen, aber mensch lernt ähnliche Skills wie beim "Public History." Der Unterschied ist wohl, dass bei Geschichtsforschung die Student_innen am Schluss den "Universalhistoriker" von Schiller mehr ähneln werden.

Dann folgt die Frage, "Was ist die Rolle von Geschichte in der Öffentlichkeit?" Renner bedauert, dass "Public History" Programmleiter Paul Nolte von einer Wandlung von Geschichte als "Vergangenheits- zur Gedächtniswissenschaft." Für Renner ist die erste sachlich und die zweite eine Frage der Darstellung. Doch die Tatsache, dass "Public History" sich mit der Form der Vermittelung von Geschichte beschäftigt, spricht meiner Meinung nach nicht gegen das Studium. Das Studium nimmt halt Wahr, dass Geschichte aktiv produziert und dargestellt wird. Durch die aktive Gestaltung wird unterschiedliche geschichtsrelevante Informationen vermittelt oder eben nicht vermittelt. Wenn Geschichte und die öffentliche Diskurs darüber eine wichtige Rolle spielt für ein kulturelles Verständnis und/oder Weltansicht, haben die Vertreter_innen und Gestalter_innen der öffentlichen Geschichte sehr viel Macht und eine große Verantwortung. Bewußt mit dieser Macht der Vermittlung und Überlieferung umzugehen ist eine Möglichkeit, dass Historiker_innen sich mit ihren Verantwortungen auseinanderzusetzen. So zu tun, als ob Geschichte eine reine Wissenschaft ist, die objektive Tatsachen feststellt, bedeutet diese Verantwortung nicht anzuerkennen. Renner mag "an einem objektiven Wahrheitsbegriff fest[halten]", aber sein eigener Umgang mit der Darstellung des Masterstudiums "Public History" weist daraufhin, wie subjektiv Betrachtungen zur Geschichte und Gegenwart sein können. Die Herausforderung Geschichte bewußt und verantwörtlich zu vermitteln soll vielleicht doch einen besonderen Schwerpunkt eines Studiums und einer Ausbildung sein.
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